Migräne und Migräneanfall- zum Verständnis2019-10-06T22:11:44+00:00

Migräne – zum Verständnis

Bei einem Migräneanfall leidet man unter massiven Kopfschmerzen. Es handelt sich um eine neurologische Erkrankung, an der ca. 10 % der Bevölkerung leiden. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Typisches Symptom eines Migräneanfalls ist ein wiederkehrender, anfallartiger, pulsierender und zumeist halbseitiger Kopfschmerz. Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Geräuschempfindlichkeit. Die Diagnose erfolgt durch den Ausschluss anderer Erkrankungen und mittels Anamnese. Eine ursachenorientierte Therapie ist bisher nicht etabliert. Die Schulmedizin fokussiert sich auf pharmazeutische Symptombehandlung und Schmerzlinderung. Durch eine detaillierte Betrachtung der Patienten ist allerdings eine ausdifferenzierte Diagnose nach Migränetypen möglich, wodurch Ursachenzusammenhänge erschlossen und entsprechende Therapien möglich gemacht werden.

Der Migräneanfall – ein Volkskrankheit?

Migräne ist zwar keine Volkskrankheit, aber ca. acht Millionen Menschen in Deutschland leiden darunter, was eine nicht unerhebliche Größe ist. In Europa allgemein und den USA geht man von einer vergleichbaren Häufigkeit aus, während in Südamerika, Afrika und Asien weniger Menschen unter Migräne leiden. Womöglich ein Hinweis auf den Zusammenhang von Migräne und Lebensverhältnissen. In der Schulmedizin ist Migräne eine anerkannte Krankheit. In anderen medizinischen Modellen, so etwa in der Traditionellen Chinesischen Medizin, gibt es Migräne als Diagnosekategorie nicht, gleichwohl gibt es Migräne als pathologisches Phänomen. Folglich wird dort anders therapiert, als es hier üblich ist.

Migräne gilt als unheilbar

In der Schulmedizin gilt Migräne aktuell als nicht heilbar. Das heißt, die Ursachen können nicht beseitigt werden. Entweder weil sie unbekannt sind oder weil sie so vielfältig sind, dass man sie mit dem herkömmlichen Verständnis nicht zu fassen bekommt. Abgesehen davon besitzt Migräne eine relevante Bedeutung für die Volkswirtschaft. Allein in Deutschland werden ca. 500 Millionen Euro jährlich als direkte Kosten von Patienten und Krankenversicherungen getragen. Diese Summe beinhaltet ausschließlich das Geld für ärztliche und pharmazeutische Behandlung. Sämtliche zusätzlichen Leistungen wie Entspannungsseminare, Ernährungsberatungen oder andere alternativmedizinische Therapien sind auf die Summe draufzurechnen. Die Kosten sind enorm. Aber auch die Kehrseite ist zu sehen: Migräne führt zu Arbeitsausfällen und Einschränkungen der Produktivität. Der dadurch entstandene Schaden wird auf über das Zehnfache der 500 Millionen Euro geschätzt. Für Betroffene ist diese Summe gleichgültig. Sie haben ganz andere Leiden, denn der tägliche Kampf mit Migräne ist ein kräftezehrender Akt – die Botschaft der Unheilbarkeit oft der Sargnagel der Hoffnung. Viele Patienten fügen sich ihrem Schicksal.

Doch es geht auch anders: Immer häufiger wird bei Migräneanfällen auf alternative Diagnosen und Therapien gesetzt. Die Anwendung der acht Migränetypen nach Dr. Ulrich Selz ist eine dieser Möglichkeiten. Mit der Erfassung sämtlicher Symptome und Lebensumstände ist es Dr. Selz möglich, die Migräne des Einzelnen kausal zu erforschen, also mit Zusammenhängen von Ursachen und Wirkungen. Migräne kann gelindert und geheilt werden, wenn diese Ursachen erkannt und beseitigt werden. Eine Störung der Darmflora kann genauso Migräne begünstigen wie hormonelle Dysbalancen, schlechte Ernährungsweisen oder Verhütungsmittel.

Was ist Migräne?

Im weiten Sinne ist Migräne ein Kopfschmerz. Im engen Sinne ist sie von anderen Arten des Kopfschmerzes zu unterscheiden. Die Unterscheidung geht auf die Schmerzwirkung und Ursachen der verschiedenen Kopfschmerzen zurück. Als Betroffener erkennt man einen Migräneanfall daran, dass der Kopfschmerz deutlich stärker ist als bei „normalen“ Kopfschmerzen. Außerdem gibt es Begleitsymptome, die es bei den eher typischen Spannungskopfschmerzen nicht gibt.

Wenn sich zu starken Kopfschmerzen Übelkeit, Erbrechen oder Empfindlichkeit gesellen, kann von einem Migräneanfall ausgegangen werden. Auch optische Sinnestäuschungen, die man Aura nennt, begleiten oftmals eine Migräne. Das heißt, nur weil ein Mensch einmal stärkere Kopfschmerzen als üblich hat, ist nicht sofort auf Migräne zu schließen. Entscheidend sind zusätzliche Symptome und die Regelmäßigkeit des Kopfschmerzes. Gerade das Auftreten der Schmerzen in Intervallform ist ein Hinweis auf einen Migräneanfall. Hier sollte man also beobachten, wann welche Kopfschmerzen wie häufig auftreten. Auch mögliche Auslöser sollten berücksichtigt werden.

Die Art der Schmerzen unterscheidet sich je nach Symptom bzw. Krankheitsbild. Die üblichen Spannungskopfschmerzen können z. B. den gesamten Kopfbereich betreffen oder die Stirne. Sie verbessern sich, wenn man viel trinkt, sich ausruht oder an die frische Luft geht. Migräne betrifft dagegen nur eine Kopfhälfte und der pulsierende Schmerz kann nicht ohne weiteres beseitigt werden. Die Migräne-Kopfschmerzen sind so schwer, dass ein normaler Alltag nicht mehr möglich ist. Nicht selten ziehen sich die Betroffenen während einer Attacke gänzlich zurück. Kopfschmerz ist also keineswegs gleich Kopfschmerz – schon gar nicht bei Migräne. Da Migräne auch vielfältig in Erscheinung treten kann, ist hier ebenfalls zu differenzieren. Je nach Symptomen gibt es nämlich mehrere Migränearten. In der Ordnung The international classification of headache disorders gibt es 23 Migräne-Kategorisierungen. Migräne gehört hierbei in die Oberkategorie des primären Kopfschmerzes. Hierzu zählen auch Spannungskopfschmerz und Clusterkopfschmerz. Migräne ist als primärer Kopfschmerz nicht die Folge anderer Erkrankungen wie z. B. Entzündungen oder Hirntumoren. Grob wird zwischen der gewöhnlichen Migräne, also der Migräne ohne Aura, und der klassischen Migräne, also der Migräne mit Aura, unterschieden.

Migräne Auslöser

Die Untersuchungen sind zwar nicht abgeschlossen, aber weil in den vergangenen 40 Jahren die Prävalenz von Migräne in den Industriestaaten um den Faktor zwei bis drei zugenommen hat, ist davon auszugehen, dass die Umweltfaktoren und die Lebensentwürfe in den Industrieländern eine tragende Rolle spielen. Hierbei sind die Trigger zu nennen. Trigger sind Schlüsselreize. Es konnte beobachtet werden, dass Migräne ausgelöst wird, wenn die Betroffenen mit bestimmten Situationen oder Substanzen konfrontiert werden. Patienten sollten deshalb auf solche möglichen Trigger bei sich achten. Die Auslöser sind individuell sehr unterschiedlich, weshalb nur ein grober Rahmen skizziert werden kann: Schlafverhalten, Stress, Lebensmittel, hormonelle Faktoren oder Umweltfaktoren. Es hat sich gezeigt, dass Stress eine wesentliche Rolle spielt – ebenso ein unregelmäßiger Biorhythmus mit Schlafmangel.

Bei Frauen sind hormonelle Schwankungen wichtige Trigger. Mehr als 50 % der betroffenen Frauen geben den Menstruationszyklus als Auslöser der Migräne an. Beobachtet wurde, dass Migräne v. a. während der späten lutealen Phase auftritt oder während der einnahmefreien Zeit bei Empfängnisverhütung mit oralen Kontrazeptiva.

Zu den exogenen Faktoren werden Alkohol und glutamat-, tyramin-, histamin- und serotoninhaltige Lebensmittel gezählt. Zu letzten gehören Rotwein, Schokolade oder Käse. Auch Arzneimittel stehen im Verdacht, Migräneanfälle zu begünstigen.

Migräne Symptome

Die wichtigsten Symptome wurden bereits genannt: halbseitiger, pulsierender Schmerz mit Begleitsymptomen der Übelkeit, des Erbrechens und der Überempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen. Für eine genauere Betrachtung unterscheidet man die Symptome nach dem Verlauf der Migräne, also nach Vorbotenphase, Auraphase, Kopfschmerzphase und Rückbildungsphase.

Die Symptome der 4 Phasen des Migräneanfalls im Überlick

1. Vorbotenphase2017-05-05T20:18:05+00:00

Die Symptome der Vorbotenphase:

Müdigkeit, Geräuschempfindlichkeit, überdurchschnittlich häufiges Gähnen, Magen-Darm-Probleme, Heißhunger

2. Auraphase2017-05-05T20:18:18+00:00

Die Symptome der Auraphase:

Visuelle Störungen: Skotome, Fortifikationen, Verlust des räumlichen Sehens, Unschärfe, Sensibilitätsstörungen: Verlust der Berührungsempfindung, Kribbeln in Armen, Beinen und Gesicht, Störungen des Geruchsempfinden, Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen und andere neurologische Ausfälle

3. Kopfschmerzphase2017-05-05T20:18:29+00:00

Die Symptome der Kopfschmerphase:

Halbseitiger pulsierender Kopfschmerz, meist im Bereich von Stirn, Schläfe und Auge Schmerzzunahme bei körperlicher Betätigung, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Photophobie, Phonophobie und auch Osmophobie

(Anmerkung: Migräne ist auch ohne Kopfschmerz möglich!)

4. Rückbildungsphase2017-05-05T20:18:39+00:00

Die Symptome der Rückbildungsphase:

Müdigkeit und Anspannung

Migräne Behandlung

In der etablierten Medizin kann Migräne nicht behandelt werden, weil es keine eindeutigen Ursachenzusammenhänge gibt bzw. diese nicht erkannt werden. Wer unter Migräne leidet und sich der konventionellen Medizin anvertraut, muss mit dem Befund leben, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden. Was die Medizin anbietet, sind Maßnahmen zur Senkung der Intensität der Migräneanfälle und der Anfallshäufigkeit.

Akuttherapie

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft empfiehlt zur Behandlung akuter Migräne die Medikation mit spezifischen und unspezifischen Schmerzmitteln. Beliebte Medikamente entstammen der Gruppe der Nichtopioid-Analgetika. Man kennt die Unspezifischen unter den Namen „Paracetamol“, „Ibuprofen“ oder „Acetylsalicylsäure“. Bei den Spezifischen handelt es sich um Medikamente, die ausschließlich der Migränetherapie dienen. Sie entstammen der Gruppe der Triptane und werden gerne als Sumatriptan, Naratrpitan oder Eletriptan verordnet.

Die unspezifischen Medikamente eigenen sich bei leichter bis mittelschwerer Migräne. Es ist nicht unüblich, dass Paracetamol kombiniert wird mit Coffein und Acetylsalixylsäure. Die Synthese gilt als wirksamer als die jeweiligen Einzelsubstanzen. Betroffene, die Nichtopioid-Analgetika zu sich nehmen, benötigen eine schnell verfügbare und magenfreundliche Darreichungsform, damit die migränebedingte Übelkeit nicht verschlimmert wird. Deshalb werden gerne gepufferte Brausetabletten verwendet. Die normale Aufnahmeweise ist die orale Anwendung. Es gibt aber auch Alternativen für die rektale Zufuhr. Die Zäpfchen werden verwendet, wenn eine orale Aufnahme nicht möglich ist. Außerdem gibt es Paracetamol und Acetylsalicylsäure als Infusion.

Triptane sind seit den 1990er Jahren in der Migränetherapie im Einsatz. Sie gibt es in vielfältigen Darreichungsformen. Üblich sind Tabletten, Nasensprays, Injektionen und Suppositorien. Sie müssen rechtzeitig bei einer Migräneattacke eingenommen werden, können aber bei Bedarf auch nachdosiert werden. Wenn die Triptane regelmäßig angewendet werden, es also zur Daueranwendung kommt, erhöht sich das Risiko arzneimittelbedingter Kopfschmerzen. Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf bestimmte Triptane. Es ist auch so, dass bei einem Triptan die Wirkung gänzlich ausbleibt und bei einem anderen Vertreter der Triptane eine gewünschte Wirkung eintritt.

Nicht weniger nennenswert sind nichtmedikamentöse Verfahren zur Akuttherapie. Verbreitet sind Reizabschirmung, Aromatherapie, Yoga, autogenes Training oder das Einreiben der Stirn mit Pfefferminzöl.

Wenn bei einer akuten Migräne keine Tabletten mehr helfen, kann im Krankenhaus eine Infusion durchgeführt werden.

Migräne Vorbeugung

Vorbeugung meint, Migräne als Erkrankung vorzubeugen, so dass sie gar nicht erst zum Ausbruch kommt. Da die Ursachen gemäß der etablierten medizinischen Sicht nicht eindeutig geklärt sind, ist eine systematische Vorbeugung schwierig, denn man weiß letztlich gar nicht, in welchen Bereichen eine Vorbeugung ansetzen muss. Das bedeutet, man muss allgemeine Vorbeugemaßnahmen treffen. Das machen zumeist Menschen, die selbst zwar nicht von Migräne betroffen sind, aber aufgrund der Häufigkeit der Krankheit in der Familie die Sorge haben, selbst einmal unter dem Kopfschmerz leiden zu müssen. Zunächst ist festzuhalten: Wer nicht unter Migräne leidet, braucht keine extra Vorbeugung. Wer sich mit gesunder Bewegung, Ernährung, Entspannung und Stressabbau beschäftigt, trägt genug Vorsorge für ein gesundes Leben. Wer allerdings fürchtet, von Migräne betroffen sein zu können, kann die Vorsorge ein wenig spezialisieren. Ausgangspunkt sind die vermuteten Ursachen und Trigger von Migräne. Zur Vorbeugung gehört es, den eigenen Alltag zu beobachten und Schlüsselreize ausfindig zu machen, auf die man sensibel reagiert. Ebenso sollte die Ernährung berücksichtigt werden: Gibt es Nahrungsmittelbestandteile, auf die man nicht so gut reagiert? Gibt es vielleicht allergische Reaktionen oder andere Unverträglichkeiten? Zur Vorbeugung gehört auch der Stressabbau. Dazu bedarf es einer Auswertung des eigenen Lebens: Gibt es Stress? Wenn ja: Wie empfindet man ihn? In welchen Situationen fühlt man sich besonders gestresst? Tut man aktiv etwas gegen die Stressoren oder etwas dafür, die eigene Stresstoleranz zu erhöhen? Wie entspannt ist man? Gibt es im Körper Blockaden? Zu einer vollständigen Vorbeugung gehört es, regelmäßig Sport zu treiben oder sich an frischer Luft zu bewegen. Ein gleichmäßiger Tagesablauf trägt auch zur Vorbeugung bei.

Diese Vorbeugemaßnahmen können auch in der Prophylaxe angewendet werden, also wenn Migräne diagnostiziert wurde und man den Migräneanfällen vorbeugen möchte. In jedem Fall ist es wichtig, die Vorbeugung „ganzheitlich“ zu verstehen und nicht nur auf wenige Teilbereiche zu beschränken.

Prophylaxe

Prophylaxe meint hier keine Vorbeugung im Allgemeinen, sondern die Prävention von Migräneattacken bei diagnostizierter Migräne. Statt also nur die akute Migräne symptomorientiert zu behandeln, kann zudem prophylaktisch gewirkt werden, um die Zahl der Migräneattacken sowie deren Schwere zu reduzieren. Die Prophylaxe ist v. a. dann angeraten, wenn Betroffene sehr häufig unter Migräne leiden und die Lebensqualität deutlich eingeschränkt ist. Typischerweise werden zur Prophylaxe Arzneimittel genutzt, die für andere Störungen entwickelt wurden, aber bei Migräne helfen können. So werden beispielsweise Medikamente eingesetzt, die ursprünglich gegen Epilepsie oder Bluthochdruck entwickelt wurden. Zur Prophylaxe gehören aber auch Entspannungsverfahren, die Anpassung von Essgewohnheiten und eine Anpassung des Alltags.

Kritik am Standard

Migräne gilt als nicht heilbar und die Experten können sich auf eindeutige Ursachen der Krankheit nicht einigen. Das ist der wichtigste Einwand, den es gegen das aktuell etablierte Migräneverständnis gibt. Das Problem ist, dass die Migräneforschung in zu starren Mustern denkt. So vermeidet sie mögliche Lösungen, denn sie existieren schlicht im Paradigma der Migräneforschung nicht. Zieht man aber weitere Paradigmen und Medizinverständnisse hinzu, kann Migräne aus einem anderen Blickwinkel verstanden werden. Diese Verrückung des Blickpunkts ist notwendig, wenn man mit dem etablierten Verständnis nicht weiter kommt. Migräne kann in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) diagnostiziert und therapiert werden, auch wenn es die Krankheit „Migräne“ in der TCM nicht gibt. Was von der TCM zu übernehmen ist, ist die Suche nach organischen Zusammenhängen zwischen Symptomen und Körperfunktionen. Migräne wird so nicht als ein einfacher Mechanismus verstanden, der sich aus einer Ursache und einer Wirkung zusammensetzt, sondern Migräne wird als Symptom für organische Stoffwechselschwächen verstanden. Migräne wird folglich ausgelöst, wenn der Stoffwechsel der Betroffenen dergestalt gestört ist, dass es eben zu den Kopfschmerzen kommt. Gemäß der TCM sind Kopfschmerzen, genau wie andere Symptome oder Syndrome, auf Organschwächen zurückzuführen. Weil laut der TCM alle Organe über Organsysteme miteinander verbunden sind, beeinflussen sie sich gegenseitig. Ziel in einer TCM-orientierten Therapie ist der Ausgleich der Organschwäche, nachdem man die wahre Ursache gefunden hat. Auf die wissenschaftliche Medizin übertragen, heißt das, man kann die Migräne gänzlich anders angehen, wenn man nach pathophysiologischen und pathobiochemischen Ursachen sucht.

Das grundlegende Problem des aktuellen Migräneverständnisses ist, dass dieses mit dem Dogma der Unheilbarkeit zusammenhängt. Entsprechend wird nämlich behandelt. Wenn etwas als unheilbar gilt, gibt es nur wenige Ärzte, die dennoch auf der Suche nach Lösungen sind. Die große Mehrheit gibt sich mit dem Befund der Unheilbarkeit zufrieden und lässt die Patienten im Stich. Eine standardisierte Migränetherapie sieht die Aufnahme von Schmerzmitteln vor. Kann das wirklich das Ziel eines Berufsstands sein, der sich auf das Heilen von Menschen konzentrieren sollte? Die Patienten werden nicht tiefgründig genug untersucht. Folglich können die Therapeuten keine Ursachen entdecken. Das ist ungerecht den Betroffenen gegenüber, bedenkt man, dass in der Notfall- und Intensivmedizin alles Menschenmögliche getan wird, um auch den Patienten zu helfen, die nur minimalste Chancen haben. Obwohl manche Fälle aussichtslos sind, werden Geld und Personal investiert, um den Betroffenen zu helfen. Bei chronischen Migränepatienten findet dieser Aufwand nicht statt. Die Mehrheit der Ärzte hat die Einstellung, dass Heilung aussichtslos sei, da die Krankheit als unheilbar gilt. Experten, die Migräne als heilbar anerkennen, führen ein Schattendasein und werden nur selten ernstgenommen. Ein Jammer für die Patienten, denn für sie bleibt nur die Behandlung des Schmerzes – unter Umständen eine lebenslange Abhängigkeit von Schmerzmitteln.

Schmerztherapie bzw. Prophylaxe ist an sich nicht zu kritisieren. Beides hat seine Berechtigung und kann helfen. Immerhin helfen die Medikamente, die Lebensqualität der Patienten zu sichern. Es wird nicht nur der Schmerz reduziert, die Betroffenen können auch ihrem Alltag nachgehen. Allerdings ist der oft sorglose Umgang mit Schmerzmitteln ein Problem. Wenn Migräne als Symptom auf Organschwächen nicht ernstgenommen wird, können unerkannte Stoffwechselprobleme, Verdauungsstörungen, Hormonstörungen oder Stressverarbeitungsprobleme nicht erkannt werden. Deshalb ist es wichtig, Migränepatienten haargenau zu untersuchen und sämtliche Details zu erfassen. Das gelingt nur, wenn man Migräne als Symptom für tieferliegende Störungen versteht und nicht als Schmerzerkrankung, die man lediglich symptomorientiert behandelt. Statt den Schmerz einfach „wegzudrücken“, sollte er Anlass sein, das Leben der Betroffenen gründlich zu reflektieren. Die Suche nach Ursachen gestaltet sich so zu einem aufwändigen Akt, der nicht nur Erfahrung voraussetzt, sondern auch sehr viel Zeit erfordert – Zeit, die viele Ärzte heute leider nicht mehr erbringen können. Trotzdem: Nichts sollte unversucht bleiben, um der Migräne auf die Schliche zu kommen.

Was tun bei Migräne? – Ein neuer Ansatz

Bei der Migränetherapie nach Dr. Selz werden die Patienten nach bestimmten Migränetypen eingeordnet. Diese Migränetypen ergeben sich aus einer detaillierten Diagnose, die über das Erfassen der Symptome hinausreicht und ein „ganzheitliches“ Bild des Patienten erstellt. Erst durch dieses Bild ist es möglich, Zusammenhänge zu erkennen, die tief verborgen liegen. Dies ist aber der Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie. Die Anordnung nach Migränetypen fußt auf einer Korrelation schulmedizinischen Wissens und den Erfahrungen der TCM.

Was ist aber für Betroffene bei Migräne zu tun, wenn man dem konventionellen Migräneverständnis skeptisch gegenübersteht? Die Betroffenen sollten sich mehrere Meinungen von Experten einholen und auch unkonventionelle Wege gehen. Wenn eine Lösung innerhalb eines Quadrates nicht möglich erscheint, ist es an der Zeit, das Quadrat zu verlassen. Hierfür gibt es in Deutschland und weltweit mehrere gute Anlaufstellen. Als Betroffener oder Interessierter sollte man sich auf jeden Fall mit den Migräneverständnissen theoretisch auseinandersetzen, also entsprechende Lektüre lesen. Kontroverse Meinungen sind wichtig, damit die Erkrankung nicht eindimensional gedacht wird. Sachbücher sind für Laien zu empfehlen, Fachbücher für Experten, aber diese können auch von Laien gelesen und verstanden werden, was allerdings Hintergrundwissen voraussetzt. Für Betroffene ist es essenziell, die Symptome mehreren Experten zu schildern, gerade wenn die Meinung des Arztes nicht mit der eigenen übereinstimmt. Man sollte sich bei der Wahl des Therapeuten Zeit lassen und mehrere Herangehensweisen prüfen. In dem hier vorgestellten Ansatz ist es auch gut, wenn sich Betroffene und Interessierte mit weiterführenden Themen wie der TCM, dem Hormonsystem oder Ernährungsweisen befassen. Außerdem können Betroffene ihren Blick auf das eigene Leben schärfen und selbstständig nach Zusammenhängen zwischen Migräne und äußeren Faktoren suchen. Für die inneren Faktoren wie biochemische Reaktionen ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren. Doch gerade was Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder andere äußere Faktoren betrifft, kann man selbstständig beobachten, ob und inwieweit diese Migräne begünstigen.

Migräne-Symptome sollten erfasst und notiert werden. Wenn es Trigger gibt, sollten auch die Migräne-Auslöser erfasst werden. Die Migräne-Symptome sollten auch mögliche Begleiterscheinungen beinhalten. Bei einer Migräne-Behandlung ist darauf zu achten, dass diese im Einklang mit dem Willen des Patienten geschieht. Dieser sollte keine Zweifel haben. Migräne-Symptome zu behandeln, kann nach obiger Auffassung nicht der Inhalt einer effektiven Therapie sein. Deshalb tun Betroffene gut daran, sich an Therapeuten zu wenden, die Migräne als heilbare Störung würdigen und nicht nur Migräne-Auslöser beseitigen, sondern eine Migräne-Behandlung durchführen, die „ganzheitlich“ funktioniert.

„Was tun bei Migräne?“ ist also eine Frage, die vom Einzelfall abhängig ist – zuvorderst aber von dem Willen des Patienten bzw. von der Frage, ob und inwieweit dieser bereit ist, andere Vorstellungen zu akzeptieren, die es neben dem etablierten Migräneverständnis gibt. Die Frage führt aber noch weiter und soll die Eigenaktivität der Betroffenen anregen. Die Beschäftigung mit dem Verständnis von Migräne ist die eine Seite dessen, was man tun kann. Die zweite ist die Anwendung wohltuender und gesundheitsfördernder Maßnahmen. Viele Symptome, auch über Migräne hinaus, lassen sich durch kleine Änderungen im Alltag verbessern. Dazu gehören die Anpassung der Nahrung, der Verzicht auf Suchtprodukte, regelmäßige sportliche Bewegung, Entspannungsübungen für Körper und Geist, Erholungspausen, strukturierter Alltag und Reflexion über das eigene Leben. Gerade der letzte Punkt ist wichtig, weil viele Menschen kritische Phasen in ihrem Leben meiden oder verdrängen und es so zu immer mehr Anspannung kommt. Wer also längere Zeit in bestimmten Lebensbereichen unzufrieden ist, sollte diese Unzufriedenheit annehmen und zum Anlass nehmen, Veränderungen einzuleiten. Unzufriedenheit, Frust, Angst, Wut und andere negative Gefühle bleiben nicht auf emotionale oder kognitive Ebenen beschränkt, sondern wirken sich auch auf den Körper aus. So kommt es zu Verspannungen und Verhärtungen, die nur aufwendig wieder gelöst werden können. In der TCM stehen z. B. die Leber und Kopfschmerzen in einem Zusammenhang. Im Westen kennt man den Spruch: „Dir ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen?!“. Zu viele negative Gefühle wie Wut oder Jähzorn legen sich auf die Leber, so dass die Leberenergie zu stark nach oben steigt und schließlich im Kopf für Schmerzen sorgt.

„Was tun bei Migräne?“ wird zu einer „ganzheitlichen“ Fragestellung, denn was zu tun ist, ist eine kritische Würdigung des eigenen Lebens und nicht nur des eigenen Krankheitsbildes, was sehr wohl den zentralen Aspekt einer Therapie darstellt. Doch die Betrachtung der Migräne-Symptome oder Migräne-Auslöser reicht nicht aus, um langfristigen therapeutischen Erfolg zu haben. Auch ein Ausgleich körperinnerer Prozesse ist nicht ausreichend, wenn die Lebensumstände weiter negativ sind. Deshalb sollte Migräne ein Anlass zum Nachdenken über das eigene Leben sein.

Vorbeugung ist immer gut und sollte unabhängig vom Migräneverständnis praktiziert werden. Zur Vorbeugung gehört auch, sich selbstständig Gedanken zu gesundheitlichen Themen zu machen. Dabei geht es nicht nur um Ernährung und Bewegung, sondern auch um medizinische Anwendungen wie z. B. der Einsatz von Verhütungsmethoden, Zahnarzttherapien oder die Anwendung von Medikamenten.